Unabhängige Produzent*innen aus unterschiedlichen Mitgliedstaaten äußern Bedenken zum neuen AgoraEU-Programm (2028-2034)

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Pressemitteilung
21. Sept. 2025

Mehr als 20 Unterzeichnende fordern die EU-Kommission, das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten auf, Creative Europe Media innerhalb des neuen Förderprogramms Agora als selbständiges, mit separatem, auskömmlichen Budget Programm für von Rundfunk- und Streaminganbietern unabhängige Produzent*innen beizubehalten. 

Ein riskanter Wendepunkt für die Zukunft des unabhängigen audiovisuellen Schaffens in Europa

Das Bestreben der Europäischen Kommission, das Budget zu erhöhen, das Medienökosystem zu stärken, Pluralismus, Pressefreiheit und den Kampf gegen Desinformation zu unterstützen, verdient Anerkennung. Der neue MEDIA+-Bereich gibt jedoch Anlass zu ernsthaften Bedenken hinsichtlich der Zukunft der unabhängigen audiovisuellen Produktion in Europa.

Die vorgeschlagene Reform weicht erheblich vom Gründungsgeist des Programms „Kreatives Europa MEDIA“ ab, das in den letzten drei Jahrzehnten eine europäische Erfolgsgeschichte geschrieben hat und ein Eckpfeiler für den Schutz der kulturellen Vielfalt und der unabhängigen Produktion ist. Das Programm scheint nun zu einem „spezifischen Ziel“ eines viel größeren Programms mit erweitertem Anwendungsbereich herabgestuft worden zu sein, was seine Klarheit und Wirksamkeit gefährdet.

Wichtigste Bedenken

• Schwächung der Förderung unabhängiger Produktionen: Die Streichung des Kriteriums der Unabhängigkeit ist alarmierend. MEDIA hat sich stets für die Förderung unabhängiger Produktionen eingesetzt. Durch dessen Wegfall im Vorschlag der AgoraEU besteht die Gefahr, dass Fördermittel an Tochtergesellschaften von Rundfunkveranstaltern und Plattformen, darunter auch außereuropäische, fließen. Diese Entscheidung gefährdet unmittelbar die Vielfalt der Werke und die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Produktionsunternehmen.

• Unklares Budget und sich verschiebende Prioritäten: Das Budget für die Unterstützung der europäischen audiovisuellen Produktion und Verbreitung ist weder festgelegt noch garantiert und wird mit den Mitteln für Nachrichtenmedien zusammengelegt. Dies schafft Unsicherheit und untergräbt die Vorhersehbarkeit für den Sektor. Durch die Vermischung der Unterstützung für audiovisuelle Produktionen mit politischen Zielen im Zusammenhang mit Nachrichten und der Bekämpfung von Desinformation verwischt MEDIA+ seine Mission, was zu Lasten der Klarheit und seiner Wirkung auf den audiovisuellen Sektor geht.

• Offene Türen für außereuropäische Unternehmen: Die Möglichkeit für Unternehmen aus Drittländern, Fördermittel in Anspruch zu nehmen, untergräbt die kulturelle Souveränität und setzt den Sektor einer weiteren Marktkonzentration zugunsten globaler Giganten aus.

• Komplexe und undurchsichtige Governance: Das Fehlen von Mechanismen zur Konsultation der Mitgliedstaaten und Interessengruppen sowie die Zentralisierung der Entscheidungen in den Händen der Europäischen Kommission schwächen die Rolle des Europäischen Parlaments und des Rates. Der Mangel an Details zu den verschiedenen Förderprogrammen schränkt die Transparenz und Rechenschaftspflicht künftiger Programme ein.

Vorschläge unabhängiger europäischer Produzent*innen

Um sicherzustellen, dass MEDIA+ seine Ziele erreicht und die kulturelle Vielfalt Europas fördert, fordern unabhängige europäische Produzent*innen die Mitgesetzgeber der EU auf:

➢ Wiedereinführung der Kriterien der Unabhängigkeit als zwingende Voraussetzung für eine Förderung

➢ Strikte Trennung der Finanzierung des audiovisuellen Sektors von der Finanzierung von Nachrichten und der Bekämpfung von Desinformation, um Klarheit und zweckgebundene Budgets zu gewährleisten.

➢ Beschränkung des Zugangs zu Finanzmitteln für Unternehmen aus nicht assoziierten, nicht europäischen Ländern

➢ Wiedereinführung der Annexe/Anhänge, in denen verschiedene Förderziele festgelegt sind, um dem Sektor Vorhersehbarkeit und Stabilität zu gewährleisten.

Für ein starkes und souveränes Europa der Kultur

Unabhängige europäische Produzent*innen fordern die Kommission, das Europäische Parlament und den Rat auf, den ursprünglichen Geist von MEDIA zu bewahren: ein Programm im Dienste der Unabhängigkeit, der kulturellen Vielfalt und der europäischen Souveränität. Gemeinsam sind wir entschlossen, konstruktive Partner bei der Suche nach Lösungen zu sein, die die kulturelle Zukunft Europas stärken und schützen.

Über uns

Die Unterzeichnenden vertreten ein breites Spektrum audiovisueller Expert*innen aus ganz Europa, die sich dafür einsetzen, dass die Stimme unabhängiger Produzent*innen und Kreativer in europäischen politischen Debatten Gehör findet. Im Mai 2025 haben die Unterzeichner*innen außerdem die Charta für unabhängige Produktion verabschiedet und damit eine Reihe gemeinsamer Grundsätze festgelegt, die darauf abzielen, den europäischen Rechtsrahmen zu verteidigen, externem Druck zu widerstehen und politische Maßnahmen zu unterstützen, die die Zukunft der kulturellen Souveränität Europas sichern.

Contact

Thomas Gomes

+33 6 72 15 07 62 / +32 492 69 36 04 thomas.gomes@eurocinema.eu


Julia Maier-Hauff

+ 30 21300263 / mail@prog.film

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